#20 Sprintie vor dem Aus? Tank-Blackout in British Columbia

27. Oktober 2019 6 Von berndjanke

21.09.2019

16.600 KM ohne wesentliche Probleme lagen hinter uns. Beim Tanken waren wir immer sehr vorsichtig und haben mehrfach eine angefahrene Gasstation wieder verlassen, weil wir irgendetwas auszusetzen hatten. Bevorzugt haben wir Shell-Stationen und dann immer den Super-Diesel getankt.

Im ganzen Norden, also in den Yukon-Territories und in Alaska waren die Dieselzapfsäulen immer mit einem grünen Hahn ausgestattet.

In Burns Lake, British Columbia, erwischte es uns dann. An einer stark frequentierten Tankstelle war noch eine Säule frei und wir tankten – natürlich mit dem grünen Zapfhahn.

30 KM später fing der Motor einmal an zu ruckeln und etwas später ging die Warnlampe mit dem Motorzeichen an. Bei moderater Fahrweise lief Sprintie einwandfrei, nur bei Kick down ruckelte er. Wir erreichten unser Tagesziel ca, 60 KM nach dem Tanken.

Fraser Lake

Der Campground lag idyllisch an einem See. Die nächste Werkstatt war in Prince George 160 KM weiter auf dem Yellow Head-Highway. Die wollten wir dann am Montag anfahren.

Inzwischen waren unsere Freunde Kathrin und Marc mit ihrem VW T4 Syncro eingetroffen. Wir überlegten gemeinsam, was wohl mit der Maschine sein könnte und Marc meinte:“ Hast Du vielleicht versehentlich Benzin getankt?“ Meine erste Reaktion war: „Blödsinn, niemals. Ich weiß 1000prozentig, daß ich den grünen Zapfhahn genommen habe.“ Marc blieb beharrlich (Gottseidank) und schlug vor, einen Test zu machen. Wir holten etwas Sprit aus dem Tank und zündeten es an. Es gab sofort eine Stichflamme. Immer noch nicht überzeugt fuhren wir zur Tankstelle im Ort und siehe da: Diesel war grün. Am nächsten Tag fuhren Marc und ich zur Tankstelle nach Burns Lake und schauten uns das Überwachungsvideo an. Damit war dann klar: ich hatte Benzin getankt. Und es tröstet auch nicht, dass nach der Reparatur alle Tankstellen, die wir anfuhren, Diesel auf dem grünen Zapfhahn hatten. Burns Lake war damit die einzige Ausnahme.

Und jetzt nur eine Kurzzusammenfassung, wie es weiterging. Mercedes Deutschland machte eine klare Ansage: keinen Meter mehr fahren. Abschleppen nach Prince George (= 160 KM). Und dann das System spülen lassen. Die weiteren Notwendigkeiten würden sich danach ergeben.

Rivers Edge Repair

Montag kam dann der Abschleppdienst und Mittwoch war das System gespült, aber die Injektoren waren beschädigt. Also hieß es: Ersatzteile bei Mercedes Vancouver ordern. Die kamen zügig per Express. Die Dieselpumpe sollte angeblich in Ordnung sein, aber da wir unseren Roadtrip mit größtmöglicher Sicherheit weiterführen wollten, ließen wir die Pumpe auch tauschen. Fazit der ganzen Misere: 11 Tage Werkstattaufenthalt, davon 2 Tage Hotel. Anschließend noch 774 KM nach Vancouver, wo ein Motorupdate durchgeführt wurde und die Injektoren programmiert wurden (kostenlos!).

Und hier muß ich explizit nochmal Marc erwähnen. Hätte er nicht so beharrlich wegen der evtl. Fehlbetankung nachgehakt, wären wir die 160 KM bis zur Werkstatt weitergefahren und hätten garantiert unterwegs einen kapitalen Motorschaden gehabt. So war das ganze zwar schon teuer genug, aber eine Austauschmaschine hätte ein mehrfaches gekostet. Vielen Dank nochmal an Kathrin und Marc für die freundschafliche und liebevolle Unterstützung bei der ganzen Aktion.

Unsere Internetrecherche ergab, das in Deutschland durchschnittlich im Jahr 20.000 Fehlbetankungen passieren. Mercedes Vancouver hatte bei unserem Besuch auch gerade 3 Sprinter mit dem gleichen Problem in der Werkstatt. Den Spruch: „Kann mir nicht passieren!“ werde ich jedenfalls in Zukunft nicht mehr verwenden. Unglaublich ist nur, was diese kleine Unachtsamkeit für Auswirkungen nach sich zieht.

Inzwischen sind wir einen Monat und 5.000 KM weiter und der Motor läuft wie am Schnürchen (toi toi toi).